Entwicklung der Kulturlandschaft

Wege, Knicks und Alleen

Lokatoren nannte man die Männer, die bei der mittelalterlichen Besiedlung eines Dorfes während der Ostkolonisation die führende Rolle spielten. Sie kümmerten sich im Auftrag eines adligen oder geistlichen Grundherrn vor der Besiedlung um die Anwerbung von Siedlern, vermaßen das Land und ließen es roden. Durch ihre Tätigkeit begann aus der Natur- eine von Menschen geprägte Kulturlandschaft zu werden. Als sich im späten 15., frühen 16. Jahrhundert in Ostelbien, also auch in Mecklenburg und Pommern, die Gutswirtschaft entwickelte, begann eine umfassende Veränderung der mittelalterlichen Kulturlandschaft. Die bäuerlichen Hufen verschwanden zunehmend zugunsten der ritterschaftlichen Eigenwirtschaften. Spätestens mit der Arrondierung der Güter im 18. Jahrhundert und der Einführung der Koppelwirtschaft begann eine neue Phase in der Kulturlandschaftsgestaltung. An Stelle der bisher üblichen schmalen Felder, die sich oft noch in Gemengelage mit bäuerlichen Feldern befanden, wurden nun Schläge geschaffen, die im Idealfall wie Tortenstücke angelegt waren. Die einzelnen Schläge waren mit Gräben und Wällen umgeben, und man nannte die so eingefriedeten Schläge Koppeln. Mit der Einrichtung von Schlägen wurden auf den Wällen auch die markanten bis zu fünf Meter breiten Knicks – Baum- und Strauchhecken – als »lebende Zäune« zur Feldbegrenzung, als Brennholzlieferanten und zum Schutz gegen Winderosion angelegt. Die Knicks sollten auch die Weidetiere am Ausbrechen hindern, denn die Nutzung der Schläge wechselte zwischen Getreide- und Futteranbau, Brachland und Weidewirtschaft.

Gutslandschaft an der zum Gut Kritzow gehörenden Richenberger Mühle, Atelier A. Mencke, um 1870Details anzeigen
Gutslandschaft an der zum Gut Kritzow gehörenden Richenberger Mühle, Atelier A. Mencke, um 1870

Gutslandschaft an der zum Gut Kritzow gehörenden Richenberger Mühle, Atelier A. Mencke, um 1870

Gutslandschaft an der zum Gut Kritzow gehörenden Richenberger Mühle, Atelier A. Mencke, um 1870

Erschlossen wurde das Gutsareal durch ein neu angelegtes Wegesystem. Die Hauptwege waren zweispurig ausgebildet, es gab jeweils nebeneinander einen unbefestigten Sommer- und einen befestigten Winterweg. Zum Schutz vor Sonne, Regen, Schnee und Wind bepflanzte man die Wege mit Kastanien, Linden oder Eichen und begründete so die für das Land charakteristischen Alleen. Wege führten außerdem von den Wohnorten der Gutsarbeiter zum Gut und zur Kirche. Die Kirchsteige lassen sich noch heute gelegentlich in der Landschaft erkennen.