Orangerien, exotische Bäume und Pleasuregrounds
Schon bald nachdem sich im 16. Jahrhundert die Anlage von Lustgärten bei Schlössern und bald auch auf Gutsanlagen etabliert hatte, kamen an den europäischen Fürstenhöfen Sammlungen von Orangen- und anderen Zitrusbäumen in Mode. Man nannte sie Orangerien. Mit der Einführung der Pflanzkübel und der Erfindung des Kübel-Transportwagens mussten die Orangeriegebäude, bald auch Orangerien genannt, nicht mehr unmittelbar neben den Pflanzen errichtet werden und entwickelten sich zu einen eigenständigen Bautyp. Schon in den 1570er Jahren wurde am Schloss Güstrow ein Lustgarten angelegt. Seit dem 17. Jahrhundert kamen derartige Einrichtungen und mit ihnen die Orangerien auch auf den Gütern der Ritterschaft in Mode. Man errichtete zunächst für die nicht winterharten Pflanzen massive, beheizbare Gebäude, die sich auch architektonisch in die Ensemble von Herrenhaus und Park einfügten. In den nach Süden orientierten Wänden stattete man sie mit großen Fenstern aus. Im 19. Jahrhundert änderte sich zwar der Geschmack der Park- und Gartengestaltung, aber die Orangerien blieben und wurden oft noch durch Glashäuser ergänzt. Mit der Umgestaltung der barocken Park- und Gartenanlagen in englische Landschaftsgärten verbreiteten sich auch die botanischen Gärten und es kam in Mode, exotische Bäume anzusiedeln. Vorbild war vielerorts der »Royal Botanic Garden« in Kew/London, der in besonderem Maße mit Mecklenburg-Strelitz verbunden ist. Hier lebte der englische König George III. mit seiner Frau, Königin Charlotte. Sie war als Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz in Mirow zur Welt gekommen. Die Paradiesvogelblume benannte man ihr zu Ehren Strelitzia reginae.
Hermann Fürst Pückler-Muskau hat den »Pleasureground«, den gärtnerisch besonders gestalteten und gepflegten Bereich in der Nähe des Herrenhauses, aus der englischen Gartenkunst übernommen und in Deutschland bekannt gemacht. Wie verbreitet diese Mode Ende des 19. Jahrhunderts in Mecklenburg war, belegen viele historische Ansichten. Es verwundert nicht, dass von diesen pflegeaufwändigen Anlagen nichts erhalten blieb. Wieder in Mode gekommen sind aber die Rosengärten wie sie auch vielfach für das 19. Jahrhundert bildlich überliefert sind.
Ivenacker Eichen, Atelier A. Mencke, um 1870
© Stiftung Mecklenburg
Ivenacker Eichen, Atelier A. Mencke, um 1870
© Stiftung Mecklenburg
»Hutebäume« – mächtige Eichen oder Buchen – als Reste beweideter Wälder und Jahrhunderte alter Baumbestand in Tiergärten wie in Ivenack (siehe Abbildung) sind auch Relikte der historischen Güter. In den Wäldern weideten vor allem Schweine und in den Tiergärten hielt man Dam-wild zur bequemen Jagd. Oft integrierte man diese alten Bäume in die später angelegen Gutsparkanlagen. Im 19. Jahrhundert versuchte man vielerorts, exotische Bäume anzusiedeln. Auf der Insel Rügen ließ Hugo Sholto Graf Douglas von 1894 an den alten Gutspark Ralswiek umgestalten und mit dendrologisch bedeutenden Bäumen ausstatten.
Der in Bonn ansässige Zoologe Alexander Koenig hatte 1904 das mecklenburgische Gut Blücherhof erworben und es nach seinen Vorstellungen um- bzw. neu bauen lassen. Im alten Park legte er die Baumsammlung, ein Arboretum, an. Von den ursprünglich 150 Arten sind noch etwa 50 erhalten.